Interview mit Dr. Sabine Wiesmüller, Geschäftsführerin des Bodensee Innovationscluster Digitale Transformation (BIC)

Der Bodensee Innovationscluster Digitaler Wandel (BIC) an der Zeppelin Universität (ZU) fördert die Innovationsfähigkeit und Wettbewerbsfähigkeit der Region Bodensee. Durch eine enge Zusammenarbeit von Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft werden innovative Projekte und Forschungsvorhaben unterstützt. Der BIC konzentriert sich dabei auf die Entwicklung und Implementierung neuer Technologien, nachhaltige Geschäftsmodelle und die Stärkung regionaler Netzwerke. Ziel ist es, den Wissens- und Technologietransfer zu fördern und die Region zu einem führenden Innovationsstandort zu machen. Wir sprachen mit der Geschäftsführerin Dr. Sabine Wiesmüller.

Frau Dr. Wiesmüller, können Sie uns das BIC, die Verbindung zur ZU und die Zusammenarbeit mit Unternehmen in der Region genauer darstellen?

Dr. Wiesmüller: »Der BIC ist angedockt an die Zeppelin Universität, genauer gesagt das von Prof. Josef Wieland geleitete Leadership Excellence Ins􀁆tute Zeppelin (LEIZ), und stellt eine Art Schnittstelle zwischen der akademischen Innenwelt der ZU und den Unternehmen in der Vierländerregion Bodensee dar. Klares Ziel ist es, diese Region und deren Unternehmen nachhaltig zu stärken und dabei Inhalte und Methodiken auf wissenschaftlichem Niveau einzubringen. Die digitale Transformation kann zwar Herausforderung sein, aber auch viele Vorteile mit sich bringen. Diese Prozesse zu begleiten ist das Ziel der Plattform. Wichtig zu verstehen ist, dass das BIC dabei bedarfsorientiert funktioniert. Wir kooperieren dafür mit Partnern aus der Region, die unser Vorhaben auch finanziell unterstützen – SAP SE, Zeppelin GmbH und Rolls Royce Power Systems. Durch diese Unterstützung können wir unsere Angebote den teilnehmenden Unternehmen der Region zudem kostenfrei anbieten.«

Wie ermitteln Sie den Bedarf von Unternehmen und wie werden die Angebote des BIC festgelegt?

Dr. Wiesmüller: »Gestartet wurde 2018, vorgelagert waren sechs Monate an Recherche und Gesprächen mit Unternehmen der Region. Es galt herauszufinden, welchen Bedarf es für Austausch, Netzwerk und gemeinsame Formate gibt. Die Universität hat Angebote also nicht einfach in den Raum gestellt, sondern Bedarfe mittels Befragungen erhoben. Eine der Fragen war beispielsweise, worin die größten Herausforderungen bei der digitalen Transformation bestehen. Führungskräften sollte eine Plattform zum Austausch mit Gleichgestellten geboten werden. Die in den Antworten genannten Themen waren und sind für Unternehmen von hoher Relevanz. Wir haben dann zu diesen Themen Arbeitskreise aufgebaut und bieten interessierten Partnern fortlaufend Vernetzungsmöglichkeiten an.
Ein konkretes Beispiel: Eine Aussage, die oft getroffen wurde, war, dass Cybersecurity keine Frage des »ob«, sondern des »wann« sei. Die Verantwortlichen in Unternehmen haben häufig keine oder nur wenige Ansprechpartner. Zudem gleicht kein Angriff dem Anderen und eine Vorbereitung ist kaum möglich. Am BIC bilden Cybersecurity-Verantwortliche der Region nun einen Arbeitskreis zu diesem hochaktuellen Thema, tauschen sich aus und lernen voneinander. Dasselbe ist in anderen Arbeitskreisen identisch passiert. Zu Beginn wurden 35 Unternehmen befragt und deren Antworten nach Häufigkeit ausgewertet. Daraus ergeben sich die Themen, die wir anbieten. Alle zwei Jahre wiederholen wir diese Studien und passen das Angebot an. Für die Unternehmen sind diese Angebote sehr wertvoll, die ZU wiederum kann hochaktuelle Fragestellungen aus der Praxis in die eigene Lehre mit aufnehmen und Studierende miteinbeziehen.«

»Führungskräften sollte eine Plattorm zum Austausch mit Gleichgestellten geboten werden. Die in den Antworten genannten Themen waren und sind für Unternehmen von hoher Relevanz.«

Sie sind die Geschäftsführerin des Bodensee Innovationscluster Digitaler Wandel. Wie verlief Ihr eigener Weg zur heutigen Position beim BIC, was treibt Sie an?

Dr. Wiesmüller: »Ich habe Internationale Wirtschaft studiert und schon frühzeitig als studentische Beraterin gearbeitet. Mir war der Bezug zur Praxis immer schon wichtig. Nach dem Studium war ich in der Unternehmensberatung tätig und habe
mich dann bei Prof. Wieland um eine Promotionsstelle an der ZU beworben. Die Promotion habe ich dann in Kooperation mit dem Wittenberg-Zentrum in Berlin absolviert, das war eine einmalige Chance für mich. Nach etwa der Hälfte meiner Promotionszeit begannen die Gespräche mit SAP in Richtung BIC, und durch meinen bisherigen Werdegang war ich eine gute Ansprechpartnerin. Wir haben eine Machbarkeitsstudie durchgeführt und dann gleich „berufsbegleitend“ losgelegt. Innerhalb eines Jahres wuchs unser Team auf über zehn Personen an – der Bedarf war also da und meine Stelle ein Vollzeitjob.

»Die Themen der Cybersecurity sind die bildlichen Leitplanken, um sicherzustellen, dass digitale Transformation sicher ablaufen kann.«

Zudem habe ich bereits für eine gewisse Zeit in anderen Ländern gelebt. Dadurch habe ich einen Blick auf meine Heimat, der mir sagt, dass wir unbedingt Bedarf haben und handeln müssen. Durch meine jahrelange Arbeit als Beraterin und auch der Arbeit mit Start-ups habe ich die Möglichkeit, privatwirtschaftliche Innovation ganzheitlich betrachten zu können. Die Themen der Cybersecurity sind die bildlichen Leitplanken, um sicherzustellen, dass digitale Transformation sicher ablaufen kann. KI war das Thema meiner Promotion. Ich möchte Neues vorantreiben und gleichzeitig sicher gestalten. Das ist ein großer Antrieb für mich. Am BIC habe ich die Möglichkeit, dies einzubringen.«

 

Das BIC-Team v. l. n. r.: Elisabeth Lindt, Martin Schünemann, Sina Heer,
Marten Schmitz, Sarah Stickler, Luca Dülfer, Dr. Sabine Wiesmüller,
Melina Gürtler, Dr. Lennart Brand (Foto: ZU)
Dr. Sabine Wiesmüller (Foto: ZU)