Interview mit Prof. Dr. Premer, Prorektor Forschung an der Hochschule Albstadt-Sigmaringen

Die Hochschule Albstadt-Sigmaringen wirbt mit dem Slogan »Erfolgreich studieren zwischen Stuttgart und Bodensee«. An zwei Standorten sind rund 3.100 Studierende eingeschrieben. Moderne Labore, kleine Gruppen, Hilfe bei der Jobsuche, enge Kontakte zu Unternehmen, eine persönliche Atmosphäre und Professor:innen, die sich Zeit nehmen: Das alles bietet die Hochschule Albstadt-Sigmaringen. Wir sprachen mit dem Prorektor der Hochschule Prof. Dr. Martin Premer über Forschung, Transfer und zeitgemäße Studiengänge.

Die Hochschule Albstadt-Sigmaringen ist im Bereich der Forschung breit aufgestellt. Was ist Ihre Motivation gewesen, sich in Wissenschaft und Forschung zu engagieren und was begeistert Sie noch heute?

Prof. Dr. Premer: »Triebfeder war und ist für mich immer wieder, Neues zu entdecken und Dingen auf den Grund zu gehen. Das hat mich zum Studium und zur Promotion bewogen und war auch die Motivation, nach einigen Jahren der Berufspraxis außerhalb der Hochschule wieder in die Wissenschaft zurückzukehren.

»Triebfeder war und ist für mich immer wieder, Neues zu entdecken und Dingen auf den Grund zu gehen.«

Ich bin gerne Professor und setze mich mit den neuesten Entwicklungen in meinem Fachgebiet auseinander, genauso gerne bin ich aber auch als Prorektor für Forschung, Transfer und Entrepreneurship an der Hochschule Albstadt-Sigmaringen für die Weiterentwicklung dieser Felder an unserer Hochschule tätig. In dieser Position versuche ich die Kolleginnen und Kollegen bei der Forschung in ihren Fachdisziplinen bestmöglich zu unterstützen und auch den Transfer und Austausch zwischen Unternehmen, Gesellschaft und Wissenschaft zu fördern. Dabei gibt es so viel Neues zu entdecken, dass es immer spannend bleibt.«

Wie unterstützt die Hochschule Albstadt-Sigmaringen junge Forschende in ihrem Werdegang? Oder salopp gefragt, wie kommt man denn „in die Forschung“?

Prof. Dr. Premer: »An der Hochschule Albstadt-Sigmaringen gibt es dazu viele Möglichkeiten und Formate. Mit dem Programm Start2Research fangen wir an, Begeisterung für die Forschung bei den Studierenden zu wecken und zu fördern. Studierende können so neben dem klassischen Studium an Projekten arbeiten und eigene Ideen weiterentwickeln. Häufig sind ja Ideen da, aber es fehlt an Material oder Laboren. Auch Mentoren zur Unterstützung sind wichtig. Wir versuchen, dies mit dem Format Start2Research zu bieten. So können Studierende frühzeitig in die Forschung reinschnuppern. Grundsätzlich ist es auch möglich, dass sie als wissenschaftliche Hilfskräfte Laboreinblicke bekommen, auch bezahlte.

Ein wichtiger und wohl auch der zentrale Punkt, um in die Forschung einzusteigen, ist die Promotion. Eine Möglichkeit ist, in speziellen, individuellen Kooperationen mit Universitäten junge Menschen zur Promotion zu führen. Darüber hinaus haben wir als Hochschule Albstadt-Sigmaringen schon seit vielen Jahren gemeinsam mit der Exzellenzuniversität Konstanz ein gemeinsames Promotionskolleg im Bereich Life Sciences, in dem Doktorand:innen beider Institutionen ihre Forschungen vorantreiben, um sie mit der Promotion abzuschließen. Zudem haben wir seit Kurzem über das gemeinsame Promotionszentrum der HAW in Baden-Württemberg, bei dem mehrere Professor:innen unserer Hochschule Mitglied sind, ein eigenständiges Promotionsrecht. Sie sehen also: Die Möglichkeiten, in die Forschung einzusteigen, sind vielfältig.«

Wie gestaltet sich der Wissenstransfer zwischen Hochschule und Industrie? Welche Herausforderungen und Chancen sehen Sie im Bereich des Technologietransfers?

Prof. Dr. Premer: »Grundsätzlich verstehen wir unter Transfer den bilateralen Austausch zwischen den Partnern auf Augenhöhe – das ist keine Einbahnstraße. Für den Wissenstransfer zwischen Hochschule und Wirtschaft gibt es verschiedene Kanäle. Der klassische Kanal ist natürlich die Abschlussarbeit, die Studierende in Unternehmen anfertigen. Aber darüber hinaus gibt es vielfältige Optionen im Rahmen von Projektarbeiten und kompletten Projekten, die von Unternehmen mit uns als Hochschule durchgeführt werden. Eine ganz wichtige Form des Transfers sind natürlich Forschungs- und Entwicklungsprojekte, die Unternehmen an uns herantragen oder die im Rahmen von öffentlich geförderten Projekten gemeinsam von Hochschule und Wirtschaft umgesetzt werden. Und nicht zuletzt geschieht natürlich mit jedem Absolventen und jeder Absolventen, die in der Wirtschaft ihre Berufstätigkeit aufnehmen, Wissenstransfer.

Als Hochschule Albstadt-Sigmaringen stehen uns mit der Forschungsfabrik auf dem Innovationscampus Sigmaringen und mit der Technologiewerkstatt der Stadt Albstadt für den Wissenstransfer zwischen Wirtschaft und Hochschule hervorragende Möglichkeiten zur Verfügung. Diese Einrichtungen erweitern unsere Labore und Forschungsflächen und bieten ebenso Platz für Gründungen und Start-ups sowohl aus der Hochschule als auch extern. Sie alle können vom Kontakt zur Hochschule profitieren.«

Wie sieht die Hochschule ihre Rolle in der Vorbereitung von Studierenden auf die Arbeitswelt, insbesondere in Bezug auf die sich schnell verändernden Anforderungen des Arbeitsmarktes?

Prof. Dr. Premer: »Wir arbeiten kontinuierlich daran, in Forschung und Lehre, aber auch in den eingesetzten Lehr- und Lernformen, Megatrends wie Digitalisierung und Nachhaltigkeit aufzunehmen und zu integrieren. So haben wir in den vergangenen Jahren rund 15 neue Studienangebote entwickelt, die diese Themen aufnehmen. Und unsere drei Forschungsschwerpunkte drehen sich um die Themen Digitalisierung, Gesundheit und Nachhaltigkeit.

»Wir arbeiten kontinuierlich daran, in Forschung und Lehre, aber auch in den eingesetzten Lehr- und Lernformen, Megatrends wie Digitalisierung und Nachhaltigkeit aufzunehmen und zu integrieren.«

Wir versuchen also, die Veränderungen mitzugehen. Studierende sollen dadurch entsprechend »abgeholt« werden. Das kann im Studium erst einmal inhaltlicher Natur sein, darüber hinaus wollen wir aber nicht nur den reinen Wissenskanon darstellen, sondern unseren Absolventen auch Kompetenzen für eine erfolgreiche Beschäftigung vermitteln – Stichwort Employability. Die Vorbereitung unserer Absolventen auf ein erfolgreiches Berufsleben ist uns wichtig.

Wir haben den Plan, dass Studierende zeit- und ortsunabhängig studieren können. Wer aufgrund von Berufstätigkeit oder wegen familiärer Verpflichtungen nicht an Vorlesungen teilnehmen kann, soll durch digitale Unterstützung dennoch sinnvoll studieren können. Was Digitalisierung und Blended Learning angeht, sind wir sehr weit. Bei uns sind bereits alle Studiengänge in Teilzeit studierbar, individuell auf Studierende angepasst und abgestimmt. Die Generation Z, die aktuell unsere Zielgruppe dominiert, ist spontaner und auch kurzfristig entschlossener. Lebensentwürfe sind mitunter stärker ausdifferenziert, individueller und stärker auf den Einzelnen ausgerichtet. Die klassischen Muster greifen hier nicht mehr, darauf haben wir mit Flexibilität und Anpassbarkeit reagiert.

Die Arbeitswelt selbst wird zunehmend dynamischer, Beschäftigungsverhältnisse ändern sich häufiger. Mischungen aus Selbstständigkeit und Teilzeit nehmen zu; dieser Entwicklung tragen wir an der Hochschule Albstadt-Sigmaringen Rechnung. Bei uns wird zudem in kleinen Gruppen studiert. Gruppenzugehörigkeiten erzeugen eine gute Bindung, und unser Feedback von Studierenden ist durchaus, dass die persönliche Atmosphäre und der enge Kontakt zwischen Professor:innen und Studierenden sehr geschätzt wird.«